Nachbeben
Aktuell entwickelt sich die sogenannte „Krise“ um die Krim planmäßig. Zumindest die Börsen scheinen wieder ein bisschen Grip unter den Rädern zu haben…zuletzt wirkte die Aussicht auf bald steigende Zinsen ein wenig belastend.
Wie Sie wissen, habe ich ja vor der Krise die Ansicht vertreten, dass die Märkte deutliches Potential haben und evtl. eine 4-teilige Haussebewegung bevorstehen könnte – plus/minus „externe Umstände“…nun ja – diese „Umstände“ sind ja leider eingetreten…schade, aber es ist geschehen.
Das bringt uns zur Frage:
Wenn sich „die Lage“ in der Ukraine wie erwartet weiter beruhigt – bekommen wir dann noch immer eine deutliche Aufwärtsbewegung? Wird der Markt also nachliefern? Oder wird die mögliche Hausse jetzt durch steigende Zinsen abgewürgt?
Das werden wir sehen…aktuell setze ich darauf, dass der Markt trotz angekündigter Zinswende steigen kann. In jedem Fall wird die Krim-Krise, sofern sie sich entspannt, eine potentielle Hausse zeitlich ein wenig strecken…
Und? Wird sie sich ab jetzt weiter entspannen, die Krise?
Ich glaube schon!
Es gibt natürlich Risiken, aber die Chancen überwiegen.
An eine neue, große Sanktionsrunde glaube ich nicht. Den USA wären europäische Sanktionen im Rahmen des generellen Ost-West Konflikts natürlich recht, zumal sie selbst nicht von den Sanktionen betroffen wären. Auf diesem Wege könnte der außenpolitisch bisher eher farblos aufgetretene US-Präsident bei seinen Wählern punkten.
Bei den 30 europäischen Staatschefs sieht das schon anders aus. Im Windschatten der USA haben sich diese in den letzten Tagen einen regelrechten Wettstreit bzgl. harter Rhetorik geboten – hier gab es einen regelrechten Kampf um die besten Schlagzeilen. Wenn es aber ans Bezahlen geht – also um die Auswirkungen echter Sanktionen – dann wird der Mut hier ganz schnell sinken. Denn das wird dem Wähler schon etwas schwerer zu vermitteln sein.
Daher sind ein paar kleine Schritte in der dritten Sanktionsrunde möglich. „Mehr“ würde mich sehr überraschen.
An eine russische Militäraktion aus eigenem Antrieb außerhalb der Krim – wie derzeit überall „offiziell befürchtet wird“ – glaube ich derzeit nicht. Das Problem sehe ich eher in der neuen ukrainischen Regierung, die logischerweise an einer Deeskalation am wenigsten Interesse hat. Während Putin einen solchen Schritt politisch letztlich nicht überleben würde, ist die neue Kiew-Regierung aus genau dem gleichen Grund vermutlich nicht abgeneigt. Auch erwarte ich, dass sich die EU die Kameraden in der neuen Kiew-Regierung demnächst mal etwas genauer anschauen wird…denn ob man hier auf das richtige Pferd gesetzt hat, wird auch international immer mehr in Zweifel gezogen…auf jeden Fall sollte man sich in Europa gut überlegen, von wem und vor allem warum man sich überhaupt in einen solchen Konflikt hineinziehen lässt…
Daher ist auch zu erwarten, dass der Westen demnächst leichte Veränderungen in der neuen Krim-Regierung „vornimmt“…und dann passt doch alles…
Letztlich ist es doch so:
Wir – also der Westen – verfügen über ein sehr gut entwickeltes Staatssystem und über eine Wirtschaft, die Waren im Überfluss produziert. Und in jedem Land, das wir bisher mit unserem System missioniert haben, ging es der Bevölkerung besser als vorher. Daher will/wird der Westen, über kurz oder lang, vermutlich auch Russland „missionieren“.
Das ist das Spiel…und seit dem Fall der Mauer steht dieses Spiel gefühlt 5:0! Vermutlich höher! DDR, Polen, Tschechien, Estland, Litauen, usw., usw., usw…alles haben wir einkassiert und eingegliedert.
Und jetzt? Jetzt haben wir eben mal ein Gegentor kassiert! Und wenn sich die Krim letztlich unter die Verwaltung der Fidschi-Inseln stellen will – dann sollen sie doch.
Daher – aus meiner Sicht sehe ich da kein Problem…
Während wir uns in also mit Angst und Zweifeln plagen, scheint Zar Wladimir auf dem Höhepunkt zu sein. Auch demokratisch! Haben Sie es gesehen – die Rede zum Anschluss? Im bunt gemischten Publikum erkannte ich sogar einen echten Motorrad-Rocker – mit KUTTE! Kein Witz…man könnte also sagen, dass Putin – nun ja – also quasi – alle Bevölkerungsschichten am Regierungsbildungsprozess beteiligt…da ist er uns voraus…
Fazit:
Da noch immer mit Nachbeben an den Märkten zu rechnen ist, wird eine Börsenprognose weiterhin schwierig sein. Vor allem im Fein-Tuning – hier kann täglich einiges geschehen – ein nervöser Finger am Abzug reicht da schon.
Dennoch setze ich auf die Einsicht aller Beteiligten und sehe weiter positive Zeiten auf uns zukommen. Daher bleibe ich vorerst long…die nächsten Tage sind jedoch wichtig. Wenn der Markt trotz „Entspannung“ beginnt abzugeben, muss man evtl. reagieren. Der Aufschwung kommt dann evtl. doch deutlich später oder fällt ganz aus…
Henry Littig
Backstagenews.de