Meine Entscheidung, sich aus Apple und dem gesamten Aktienmarkt zu verabschieden, war bislang richtig. Schon am nächsten Tag ging es im DAX mächtig nach unten und gestern nagte der Markt an der 7100er Marke…Apple notiert ebenfalls tiefer…
Leider ist dies bislang nicht wirklich etwas wert, da der Markt m. M. n. noch immer jederzeit nach oben drehen kann.
Und: Heute nach Börsenschluss kommen die Apple-Zahlen. Dies könnte morgen zu stärkeren Bewegungen in Apple und dem gesamten Markt führen. Daher macht es aktuell nur begrenzt Sinn, sich mit dem weiteren Trend der Märkte zu beschäftigen – wir müssen wohl oder übel auf die Zahlen warten. Und auf deren Ausgang zu spekulieren ist grundsätzlich nicht zu empfehlen…
Fazit:
Zunächst bleiben wir dem Aktienmarkt und Apple weiter fern und halten unsere erste Shortposition fest…
Aber – gerade habe ich bei einem großen Nachrichtensender gesehen, dass “die meisten Experten Aktien aktuell als sehr günstig einstufen”…
Meine eigene Meinung ist da jedoch ganz anders:
Wann kommt die nächste Finanzblase?
Ganz einfach – gar nicht! Denn sie ist schon längst da…
Im Jahre 2000 platzte die bis dato größte Asset-Blase aller Zeiten – die sogenannte Dotcom-Blase. Noch nie zuvor wurden so viele prinzipiell wertlose Unternehmen derartig hoch an den Börsen bewertet. Nur – um anschließend mit samt der Anleger im Tal der Tränen zu landen.
So etwas sollte nie wieder geschehen!
Im Jahre 2008 wurden die Finanzmärkte jedoch eines Besseren belehrt. Das Platzen der sogenannten US-Immobilien-Blase war ein neuer Meilenstein in der Finanzblasen-Geschichte.
Ok – kann ja mal passieren…
Seit spätestens 2008 wird daher auch weltweit vor zukünftiger Blasenbildung durch die sich immer schneller ausweitende Geldmenge – bedingt durch die unzähligen Rettungsmilliarden der Notenbanken – gewarnt!
Bis dato gab es daher auch noch keine einzige Assetklasse, in der man nicht schon die potentiell nächste Blase erkannt hätte.
Wir sollten also gewarnt sein! Oder?
Sind wir aber nicht…
Und warum?
Ganz einfach – denn mit hoher Wahrscheinlichkeit befinden wir uns bereits in einer Blase. Und zwar in einer Preisblase, die fast alle Assetklassen erfasst hat!
Aktien, Gold, Immobilien, Wald etc. – m. M. n. ist die Chance relativ hoch, dass alle genanten Assets sich bereits mitten in einer Blase befinden!
Jetzt werden Sie sich sicherlich fragen:
„Wo soll denn die Blase sein? Gut, der Goldpreis konnte in den letzten Jahren noch zulegen, aber doch gemäßigt. Und Aktien? Die sind doch gerade jetzt moderat bewertet! Immobilien, Wald etc.? Gut, auch das ist teuer, aber eine Blase sieht doch anders aus!?“
Antwort:
Das ist ja gerade das „schöne“ an den meisten Finanzblasen – i. d. R. sind diese zu Lebzeiten von der überwiegenden Anlegermehrheit nicht zu erkennen. Was logisch ist, sonst gäbe es sie ja nicht.
Und die aktuelle Blase könnte ebenso heimtückisch sein, wie die anderen Blasen zuvor auch. Denn sie ist gut getarnt durch moderate Preise! Wie üblich für Blasen scheint im Grunde alles im Lot zu sein. Ist es aber nicht – im Gegenteil!
Diese Blase könnte zu den schlimmsten Blasen gehören, die die Finanzwelt je gesehen hat.
Ich nenne sie die „moderate Bewertungsblase!“ und sie umfasst, wie schon erwähnt, fast alle Assetklassen.
Als Beispiel der Aktienmarkt:
Die weltweiten Aktienmärkte notieren allesamt auf relativ günstigem Bewertungsniveau. Die hohen Bewertungen der vergangenen 10 Jahre sind Geschichte und es haben mit KGV`s von ca. 10 – 12 eher moderate Verhältnisse Einzug gehalten.
Und genau das ist die Blase! Der Markt ist zwar historisch gesehen korrekt bewertet, aber es wird vermutlich unterschätzt, dass die Märkte ohne die massivsten Unterstützungen durch die Geldschwemme der Notenbanken schon heute wesentlich tiefer wären!!! Und zwar um geschätzte bis zu 50%! D. h. die Börsen notieren heute – wenn ich Recht haben sollte – fast doppelt so hoch, wie sie eigentlich stehen würden! Und das ist eine Blase!
Das finale Aufblähen der Blase, wie wir es sonst von Blasen kennen, findet also diesmal gar nicht statt. Und das ist ein neuer Typ Blase – ähnlich einem Virus, der erneut seine Oberfläche verändert hat. Die Blase lässt demnach die Werte eben nicht exorbitant steigen, sondern die Blase verhindert, dass die Werte exorbitant sinken!!!
Was faktisch das Gleiche ist und in Zukunft zu ähnlichen Krankheitssymptomen führen wird!
Und wenn das so ist, und ich fürchte, dass ist so, dann wird auch diese Blase eines Tages platzen und die Assetbewertungen werden weltweit in mehreren Schüben zurückgehen. Das wird jedoch vermutlich etwas länger dauern, als bei „normalen“ Blasen.
Anschließend wird man dann rückwirkend die Blase erkennen, benennen und geloben, dass „so etwas nie mehr passieren dürfte“ – also, wie immer! Und – wie immer, wird das auch geschehen, denn ein und dieselben Blasen wiederholen sich im Grunde nie! Blasen der Zukunft sind immer ein Stück anders getaktet als die Blasen der Vergangenheit, so dass man zwar nach ihnen sucht, sie aber i. d. R. nicht erkennt – bis es zu spät ist.
Was ist zu tun?
Seien Sie auf jeden Fall sehr wachsam und trauen sie dem „Braten“ der gegenwärtig nur moderaten Bewertungen nicht. Wenn die Mehrheit den Aktienmarkt gerade jetzt als „relativ günstig“ ansieht, dann ist die Realität evtl. ganz anders…
Das heißt natürlich nicht, dass die Kurse jetzt unmittelbar vor ihrem Zusammenbruch stehen – im Gegenteil, sie können sich möglicherweise noch länger halten oder gar zulegen. Erst wenn eine kritische Zahl von Anlegern diese potentielle Blase als solche erkannt hat, dann wird es eng…
Einzig im Falle der Anleihen würde ich heute nicht von einer Blase sprechen. Die vermeintliche Anleiheblase wird nur dann platzen, wenn die Zinsen im Allgemeinen nachhaltig steigen. Und m. M. n. sind die Zeiten hoher Zinsen für eine sehr, sehr lange Zeit vorbei…
Henry Littig